Weinsauerkraut schmeckt sehr gut und ist gesund, auch Schwangere essen es gern. Doch häufig machen ihre Angehörigen und Freunde dann Bedenken wegen des Histamingehalts im Weinsauerkraut geltend. Diese Bedenken sind allerdings höchstens teilweise begründet, nämlich dann, wenn bei der schwangeren Frau schon früher eine Histaminunverträglichkeit festgestellt wurde. Selbst diese könnte sich inzwischen durch hormonelle Veränderungen gegeben haben. Grundsätzlich gilt: Schwangere Frauen vertragen meistens sogar etwas mehr Histamin als nicht schwangere Frauen.
Grundlegende Informationen zum Weinsauerkraut und seinem Verzehr in der Schwangerschaft
Sauerkraut entsteht bekanntlich wahlweise aus Weiß- oder Spitzkohl durch eine besondere Zubereitungsvariante, die auf Fermentation bzw. Milchsäuregärung basiert. Anders als landläufig angenommen ist es übrigens kein typisch deutsches Gericht, auch wenn es hierzulande mit vielen Traditionen verknüpft ist. Auch in vielen anderen europäischen Ländern und selbst in Asien ist Sauerkraut sehr gut bekannt. Schon die antiken Griechen bereiteten sich milchsauer vergorenes Weißkraut zu, sie schätzten das Gericht als Delikatesse.
Das Verfahren hatten sie von früheren Völkern übernommen, denn es ist vermutlich seit Jahrtausenden bekannt: Die Milchsäuregärung war in grauen Vorzeiten praktisch die einzige Variante, mit denen die Menschen ihr Gemüse über den Winter haltbar machen konnten. Sie lässt im Kraut den Gehalt an Vitaminen und Nährstoffen stark zunehmen. Hinzu kommt der hohe Salzgehalt durch das Einlegen. Beim Weinsauerkraut gibt man der Salzlake zur Verfeinerung etwas Weißwein zu. Dies macht seinen Geschmack ganz besonders würzig, doch es verbleibt im fertigen Sauerkraut keinerlei Restalkohol.
Bis zu diesem Punkt muss es also auch für Schwangere als vollkommen unbedenklich gelten, doch nun treten vorsichtige Personen auf den Plan, die auf die Inhaltsstoffe im Weinsauerkraut verweisen. Zu diesen gehören:
- die Vitamine A, B und C (wichtig: B9 = Folsäure)
- Eisen
- Magnesium
- Kalzium
- Histamin
Letzteres gilt als problematisch, weil es in großen Mengen durchaus zu allergischen Reaktionen führen kann. Das ist der Grund, warum manche Menschen einer schwangeren Frau vom Verzehr von Weinsauerkraut abraten.
Was ist Histamin?
Es handelt sich um ein körpereigenes Gewebshormon, das als Neurotransmitter wirkt, in Pflanzen vorkommt und von uns somit durch pflanzliche Nahrung wie etwa Weinsauerkraut ergänzt wird. Wichtig ist seine zentrale Rolle bei Allergien. Im Rahmen der Immunabwehr sorgt Histamin für das Eliminieren von schädlichen Bakterien und Viren, es ist ein Botenstoff bei Entzündungsreaktionen, lässt das Gewebe anschwellen und reguliert überdies die Magensäureproduktion, den Appetit und den Schlaf-Wach-Rhythmus. Wir benötigen Histamin, doch keinesfalls zu viel davon. Der Körper kann auch selbst zu viel Histamin produzieren, was beispielsweise bei einer allergischen Reaktion auf einen Insektenstich geschieht.
Diese Überproduktion baut der Organismus dann ganz allmählich wieder ab. Wer nun stark auf die Gesundheit einer schwangeren Frau bedacht ist, wird sie vor einem vorsätzlichen Zuführen von Histamin über das Weinsauerkraut warnen: Möglicherweise könnte dadurch so etwas wie eine allergische Reaktion entstehen! Muss das nicht dem Fötus schaden und sollte die Frau dieses Risiko nicht komplett ausschließen? Das ist der Grund, weshalb Schwangeren vom Verzehr von Weinsauerkraut abgeraten wird. Übrigens steckt viel Histamin auch in Rotwein, Käse und einigen weiteren Nahrungsmitteln.
Weinsauerkraut in der Schwangerschaft: Welche Schwangeren könnten wirklich gefährdet sein?
Zunächst einmal heißt es nun, Entwarnung zu geben. Grundsätzlich vertragen schwangere Frauen so viel oder so wenig Histamin wie alle anderen Menschen auch und aus hormonellen Gründen manchmal sogar etwas mehr. Hiervon gibt es nur eine Ausnahme: Wenn die Frau von einer Histaminintoleranz betroffen ist, muss sie wirklich vorsichtig sein. Diese sollte aber schon vor der Schwangerschaft bekannt gewesen sein und lässt sich auch im Rahmen der Schwangerschaftsuntersuchungen feststellen. Bei einer Histaminintoleranz produziert der Organismus der Betroffenen von vornherein zu viel Histamin.
Diesen Zustand stellen diese Menschen schon frühzeitig fest, weil sie an einer Reihe von Beschwerden leiden, die der Arzt dann durch einen Test auf eine Histaminüberproduktion und/oder -intoleranz zurückführt. Die Intoleranz kann sich auch durch eine erhöhte Histaminaufnahme über die Nahrung ergeben. Dann ist eine Ernährungsumstellung unausweichlich. Ein Grund für die Überreaktion auf Histamin besteht übrigens darin, dass dem Körper ein bestimmtes Enzym fehlt, das normalerweise Histamin abbaut. Symptome für eine übermäßige Histaminanreicherung im Körper sind:
- Nesselsucht (Urtikaria) mit starkem Juckreiz
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Asthma
- häufig laufende oder verstopfte Nase
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- ungewöhnlich starke Menstruationsschmerzen
Diese Symptome hätte die nun schwangere Frau auch schon vor ihrer Schwangerschaft festgestellt.
Wieso könnten Schwangere sogar mehr Histamin vertragen?
Ein körperlicher Regulationsmechanismus sorgt dafür, dass der Organismus während der Schwangerschaft etwas mehr Histamin als im Normalfall abbaut. Dies geschieht, um den Fötus vor einer Histaminüberproduktion zu schützen. Sie wäre in der Tat fatal, denn ein wirklich stark erhöhter Histaminspiegel kann sogar vorzeitige Wehen und im schlimmsten Fall eine Fehlgeburt auslösen. Daher bildet der Körper der Schwangeren ab dem dritten Schwangerschaftsmonat vermehrt das für den Histaminabbau zuständige Enzym Diaminoxidase.
Diese Bildung ist enorm: Der betreffende Diaminoxidasespiegel von Schwangeren liegt teilweise um den Faktor 500 über dem von nicht schwangeren Frauen. Der Effekt ist auch dadurch zu beobachten, dass bei manchen Schwangeren einige Allergien und eine vorher bestandene Histaminunverträglichkeit innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate verschwinden. Nach der Geburt steigt dann der Histaminspiegel wieder an.
Woher kommt dann die Warnung vor Weinsauerkraut?
Weinsauerkraut gehört zu den bevorzugten Lebensmitteln, nach denen Schwangere während ihrer Heißhungerattacken gieren. Es ist so herrlich würzig, die Frau kann sich im Moment nichts Besseres vorstellen. Da aber das Problem mit einer eventuellen Histaminunverträglichkeit bekannt ist, warnen manche Angehörigen reflexartig davor. Ein weiteres Problem sind Blähungen durch Sauerkraut, die aber nicht zwingend auftreten müssen und auch nicht gesundheitlich bedenklich, sondern höchstens unangenehm sind.
Weinsauerkraut in der Schwangerschaft: Unser Fazit
Weinsauerkraut schadet in der Schwangerschaft nur dann, wenn bei der Frau schon vorher eine sehr starke Histaminunverträglichkeit bekannt war. Ansonsten ist es ein gesundes Lebensmittel. Wenn Bedenken wegen des Histamins bestehen, kann die Frau ab ihrem dritten Schwangerschaftsmonat einmal vorsichtig ausprobieren, ob sie inzwischen Weinsauerkraut verträgt: Die Histaminunverträglichkeit könnte sich immerhin durch den veränderten Hormonspiegel inzwischen gegeben hat.